Stress im Referendariat 

Tim Volkensfeld | 20. März 2024
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Eine Schülerin schreibt etwas an die Tafel

Im Studium hast du viel Zeit, weniger Stress und kein Geld. Im Beruf hast du wenig Zeit, hier und da Stress, aber Geld. Doch im Referendariat hast du weder Zeit noch Geld und dazu auch noch eine Menge Stress. Das Referendariat hat keinen guten Ruf und viele haben durch Negativberichte Angst vor der Zeit. Wie du entspannter und lockerer durch dein Referendariat kommen kannst, erklären wir dir hier. 

Ein Mann mit Klebezetteln im Gesicht

Was erwartet dich im Referendariat? 

Die meisten bekommen durch Negativerfahrungen oft Angst vor dem Referendariat, doch meist liegt es daran, dass man gar nicht weiß, was genau auf einen zukommt. Hospitationen, eigene Klassen, Unterrichtsbesuche, Hausarbeiten, Prüfungen und die gefürchteten Lehrproben, das alles hast du bestimmt schon gehört, aber was genau das ist, was du leisten musst und wann dich diese Sachen erwarten erfährst du hier. 

Erster Abschnitt 

Zu Beginn des ersten halben Jahres in deinem Referendariat erwartet dich deine Vereidigung, die Verbeamtung auf Widerruf. An deinem ersten Tag kommen alle Referendar*innen in deinem Seminareinzugsraum zusammen und sprechen einen Eid. Da musst du in der Regel nichts auswendig lernen, sondern den Eid nachsprechen. Danach beginnt eine Blockphase deines Seminars. Im Anschluss daran beginnt dein normaler Referendariatsalltag des ersten Halbjahres. Unter der Woche bist du 3-4 Tage an deiner Schule und musst hospitieren und in allen Jahrgangsstufen begleitet Unterrichtsstunden halten, diese zählen bereits als Unterrichtsbesuche, welche über dein ganzes Referendariat immer wieder stattfinden. Der Wochenumfang kann im ersten Halbjahr ca. 8-12 Unterrichtsstunden sein. Parallel dazu besuchst du einmal in der Woche dein staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung. In dem Seminar begegnest du, neben Inhalten zu deinen Fächern, auch Themen wie Schulrecht, Beamtenrecht und Schulkunde. Der erste Abschnitt dauert ein Halbjahr

Zweiter Abschnitt 

Nach den Sommerferien wirst du immer selbstständiger. Du bekommst für deine Fächer deine eigenen Klassen für meist alle Klassenstufen und führst eigenständig und oft allein Unterrichtsstunden durch. Insgesamt übernimmst du 13 Unterrichtsstunden in der Woche. Ab und zu finden Unterrichtsbesuche statt, die im Vorhinein angekündigt werden. Dort kommen dein Seminarleiter und verschiedene Lehrkräfte, um deine Entwicklung zu sehen. Insgesamt finden Unterrichtsbesuche 6x statt, je nach Fach-Prinzip und Schulform 2-3x pro Fach. Für deine Klassen bist du, neben der Strukturierung der Unterrichtsinhalte, dann auch eigenständig für das Classroom-Management und die Benotung zuständig. Deine Woche wird weiterhin durch einen Seminartag begleitet. In diesem Zeitraum finden dann auch die Prüfungen statt. Der zweite Ausbildungsabschnitt dauert 2 Halbjahre

Prüfungen 

Von Bundesland zu Bundesland sind die Anforderungen an Prüfungen unterschiedlich. In Baden-Württemberg steht als erste Prüfung die Schulrechtsprüfung an, die meist im Oktober oder November des 2. Halbjahres geschrieben wird. Dort werden die Inhalte zum Thema Schulrecht aus deinem Seminar in einer schriftlichen Prüfung abgefragt. 

Als zweite Prüfung begegnet dir eine Hausarbeit, die über die Winterferien geschrieben wird. Der Umfang beträgt meist ca. 20-30 Seiten und kann ein Thema innerhalb deines Studiums sein. Dies muss jedoch vorher abgesprochen werden. 

Über dein Referendariat hinweg begegnen dir auch verschiedene Kolloquien, diese sind je nach Studiengang unterschiedlich geregelt. 

Als letzte Prüfung stehen dir die Lehrproben bevor. Sie sind immer das Aufregendste am Referendariat. Meist sind es 2-3 Unterrichtsstunden, die begutachtet und im Anschluss evaluiert werden. In den Lehrproben wird eine Lehrfähigkeit auf ihrem Maximum geprüft, weswegen du dort alles geben musst. Falls du Angst davor hast, lies dir unseren Blog über Lehrproben durch, dort erhältst du wertvolle Tipps. 

Stresssituationen gezielt reduzieren 

Einfach Stress vermeiden! Das klingt immer so schön, aber in Ausnahme- und Prüfungssituationen ist das alles andere als einfach. Das Referendariat ist für die meisten eine Bewährungsprobe, ob sie nicht nur den Ansprüchen der Prüfer*innen entsprechen, sondern auch ihren eigenen und den realen Schulalltag meistern können. Wir zeigen dir ein paar Tipps und Tricks, die deinen Ref-Alltag einfacher machen. 

Mach Pausen! 

„Ich muss noch was ausdrucken“. „Ach, das mache ich in der Pause noch schnell“. Viele nutzen die Pausen, um den Unterricht vorzubereiten oder verschiedene To-dos zu erledigen, um so wenig wie möglich mit nach Hause zu nehmen. Das scheint vielleicht effektiv zu sein, macht deinen Alltag aber umso stressiger. Du kannst deine Pausen für die Vorbereitung nutzen, aber nimm dir mindestens eine Pause zum Frühstücken, wenn du das nicht zu Hause machst und auch eine Pause für dein Mittagessen, deine Gesundheit geht vor und dafür braucht der Körper gezielt Pausen. Nimm dir also je nach Tag gezielt 1-2 Pausen. Wenn du nachmittags zu Hause bist, komme erstmal an und mache eine Mittags-/Nachmittagspause, bevor du mit deiner To-Do-Liste weiter machst. 

Mach Feierabend! 

Oft ist der Tag lang. Dein Beruf wird sich leider nicht nur in der Schule abspielen, sondern geht nach Hause mit der Vorbereitung weiter. Zur gezielten Pause gehört auch der gezielte Feierabend. Nimm dir eine feste Zeit vor, zu der du Feierabend machst. Wann die richtige Zeit ist, kannst du ausprobieren. Es wird natürlich auch Zeiten geben, an denen du den Zeitpunkt nicht einhalten kannst, da du im Referendariat viel vorbereiten musst. Dennoch ist es wichtig dem Alltag früh genug eine Struktur zu geben, also halte gezielte Zeiten ein, wo es geht. 

Vorbereitung ist die halbe Miete! 

Die richtige Vorbereitung ist in jedem Beruf das A und O. Wer den Überblick über seine To-Do´s hat, läuft deutlich gelassener durch den Berufsalltag. Zu einer guten Vorbereitung gehört ein Überblick über anstehende Abgaben und Termine zu haben sowie diese zeitlich sinnvoll vorzubereiten. Um seine anstehenden Termine im Blick zu haben, hilft eine To-Do-Liste und ein Kalender. Nimm dir doch mal vor, für jede Woche eine To-Do-Liste vorzubereiten und vielleicht nicht erst am Montag, sondern je nach zeitlichem Engpass, vielleicht bereits eine Woche im Voraus. Schreibe alles, was ansteht, auf deine To-Do-Liste und beginne dann zu schauen, wann du es fertig sein solltest. Dabei musst du Prioritäten setzen. Hilfreich ist ein Ranking nachfolgenden Stichpunkten: 1. Dringlich und wichtig, 2. Wichtig, aber nicht dringlich, 3. Dringlich, aber unwichtig und 4. Weder wichtig noch dringlich.  Generell ist es sinnvoll die Unterrichtsstunden mindestens 2 Tage vorher fertig zu haben, um im Problemfall noch Zeit für Korrekturen zu haben. Mit der Liste und einem Kalender schaffst du dir einen Terminplan, wann du was erledigst und wann es endgültig fertig sein muss.  

Für eine gute Vorbereitung können dir auch feste Zeiten helfen. Neben gezielten Pausenzeiten kannst du gezielte Vorbereitungszeiten wie Freistunden und nachmittags, je nach Bedarf, 1-2 Stunden für die Vorbereitung festlegen. 

Vorbereitung, Struktur und Überblick sind die wichtigsten Elemente, um Stress aus dem Schulalltag herauszunehmen. 

Unterstützung einfordern und annehmen 

Keiner geht durch das Referendariat und auch später durch den Beruf nur auf sich allein gestellt. Du bekommst wie in deinen Praktika Mentoren und Ansprechpartner an die Seite gestellt. Nutze dieses Privileg und fordere Hilfe ein, wenn du sie brauchst. Vor allem bei deinen Lehrproben solltest du dir Feedback einholen. Arbeitsteilung macht mehr Spaß und spart auf beiden Seiten Zeit und Energie! Auch erwartet niemand, dass du das Rad neu erfindest. Nutze alle Unterstützungsmöglichkeiten, die es bereits gibt, kostenloses Unterrichtsmaterial gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. 

Ref-Müdigkeit entgegenwirken 

Kaffee, Kaffee, Kaffee! Das Heilmittel im Lehrerzimmer und trotzdem bist du müde? Der Lehreralltag und vor allem der Ref-Alltag ist sehr kräftezehrend. Die Schüler*innen sind laut, überall wuseln Menschen herum, in der Pause will jeder was von dir und dann musst du auch noch die nächste Stunde vorbereiten, da braucht man ganz schön viel Energie. Der einfachste Weg ist der Griff zum Kaffee, was nicht so schlecht ist, wenn du die Grenze von ca. 3 Kaffee am Tag nicht überschreitest, was im Lehrerzimmer kaum eingehalten wird. Alternativen zu Kaffee ist Schwarztee. Schwarztee beinhaltet mehr Koffein, was sich jedoch langsamer entfaltet und somit auch die Wirkung langsamer einsetzt, dafür aber deutlich länger anhält. Kaffee wirkt meist schon nach wenigen Minuten, da das Koffein in Kaffee schneller in Blut gelangt und Adrenalin freigesetzt wird. Diese Wirkung ist aber nicht von langer Dauer und dementsprechend auf lange Sicht und im Hinblick auf die Konsummenge, um dauerhaft wacher zu sein weniger effektiv. Zum Thema trinken ist auch wichtig mindestens 2-3 Liter am Tag zu trinken (Wasser oder ungesüßter Tee). Das Wasser spült deinen Körper durch und regt deinen Kreislauf an. 

Neben wachmachenden Nahrungsmitteln ist Bewegung da A und O. Du wirst zwar viel stehen und viel hin und her laufen, dennoch ist die Beweglichkeit wichtig, um deinen Kreislauf in Schwung zu bekommen und auch falsche Haltungen auszugleichen. Die häufigsten Einschränkungen im Lehrerberuf sind, neben Burnout, Gelenk- und Rückenprobleme. Daher ist das Dehnen morgens und abends, sowie die tägliche Bewegung von mindestens 10.000 Schritten oder andere regelmäßige sportliche Tätigkeiten, die vergleichbar sind wichtig, um fit zu bleiben. 

Und ganz wichtig Pausen nutzen, um Pause zu machen! 

Dieser Artikel wurde von Tim Volkensfeld verfasst

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